Er ist das beliebteste Schminkutensil aller Zeiten: der Lippenstift. Schon vor mehr als 100 Jahren färbte das erste dieser Produkte schönheitsbewussten Damen den Kussmund bunt. Heute peppen 55 bis 60 Prozent Prozent der Frauen regelmäßig die Farbe ihrer Lippen auf. Ob leuchtendes Rot oder dezentes Perlmutt - im Naturwarenhandel gibt es reichlich Auswahl. Statt billiger Erdölprodukte verwenden die Anbieter natürliche Fette und Öle, die die zarte Haut gleichzeitig pflegen.



Vor etwa drei Jahren starteten die ersten Naturkosmetik-Unternehmen mit dekorativer Kosmetik. Von Anfang an dabei: Lippenstifte. Heute gibt es mehr als fünfzig verschiedenenfarbige Stifte, Sticks und Liner von unterschiedlichen Herstellern. Für die Zusammensetzung des Lippenschmucks haben sich die Anbieter die gleichen Grundsätze wie für Pflegeprodukte auf die Fahnen geschrieben. Die wichtigsten sind:



Verzicht auf Rohstoffe aus der Petrochemie.

Verzicht auf Rohstoffe vom toten Tier beziehungsweise gänzlicher Verzicht auf tierische Rohstoffe. Einzige Ausnahme: der rote Farbstoff der Cochenilleläuse,

Verzicht auf synthetische Hilfs- und Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel oder künstliche Färb- und Duftstoffe.

Verzicht auf Tierversuche

Volldeklaration aller Inhaltsstoffe



Ersatz für konventionelle Rohstoffe aus der Kosmetikindustrie zu finden ist keine leichte Aufgabe. Auf 25 verschiedene chemische Substanzen bringt es ein konventioneller Lippenstift im Schnitt. Schwierig auch deshalb, weil die Kundinnen den Naturkosmetikstift in Trage- und Anwendungskomfort selbstverständlich mit konventionellen Produkten vergleichen. Der ideale Lippenstift soll stabil sein - weder zu weich noch zu hart, sich sommers wie winters gut auftragen lassen, sich nicht in den feinen Hautfältchen absetzen, möglichst den ganzen Tag haften und dabei gleichzeitig der Haut etwas Gutes tun.



Natürliche Produkte müssen sich im Komfort mit den konventionellen messen lassen



Für die Pflege sorgen in den Stiften der Naturkosmetik natürliche Fette und Öle wie Jojoba- oder Mandelöl, Sheabutter, Bienen- oder Carnabauwachs. Darüber hinaus kommt in fast allen Rezepturen Candelillawachs vor. Es stammt aus den Blättern mexikanischer Wolfsmilcharten. All diese natürlichen Substanzen sollen die Lippenhaut nachhaltig vor Feuchtigkeitsverlusten bewahren und spröde Haut gleichzeitig pflegen.



Konventionelle Lippenstifte basieren dagegen meist auf Rohstoffen aus der Petrochemie. Auch sie haben zunächst einen Pflegeeffekt, weil sie für ein angenehm geschmeidiges Gefühl sorgen. Inzwischen ist jedoch bekannt, dass diese Fette auf der zarten Lippenhaut einen dichten Film bilden - die Haut kann nicht mehr atmen und Feuchtigkeit durch die isolierende Schicht nicht mehr verdunsten. Langfristig erreicht man damit genau das Gegenteil: Die Lippenhaut quillt auf, trocknet aus und spannt. Greift man aus diesem Grund häufiger zum Lippenstift, verschlimmern sich die Erscheinungen.



Deshalb verwenden einige konventionelle Kosmetikfirmen heute moderne Silikonöle. Diese chemischen Öle haben den Vorteil, dass sie die Haut atmen lassen. Fast immer mit von der Partie sind außerdem Ceramide - hautähnliche Substanzen, die in konventionellen Kosmetikprodukten meist aus tierischen Rohstoffen stammen - obwohl der Fettstoff auch in Pflanzen enthalten ist.



Ceramide kommen in Menschenhaut natürlicherweise vor. Mit zunehmendem Alter werden sie leider weniger - die Spannkraft der Haut lässt nach. Die Firma Lavera setzt deshalb ihren Lippenstiften pflanzliche Ceramide aus Weizenkeimöl zu, die die Haut straffen und glätten.



Bei der Farbgebung greifen die Hersteller in die Palette der Natur. Carmin aus der Cochenillelaus nimmt man beispielsweise für alle klassischen Rottöne. Glimmer sowie Manganphosphat aus bergmännisch abgebauten Mineralien bringen einen zarten Perlmuttglanz oder rosa und gelbliche Nuancen. Dass sich mit diesen Erdtönen auch aktuelle Trendfarben abmischen lassen, beweist die große Auswahl im Naturwarenhandel. Der Griff in die Farbtöpfe der chemischen Industrie erübrigt sich.



Für einen natürlichen Sonnenschutz sorgt Titandioxid, ein natürliches Mineral. Es reflektiert die Sonnenstrahlen wie ein Spiegel und bietet somit Schutz vor UV-Strahlung.



Astrid Wahrenberg




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