Lasst auch den anderen Zeit

Überlegt euch gut ob ihr euch schon bei eurem Coming Out in der neuen Rolle präsentiert!!
Es hat sich als sinnvoll erwiesen, den Menschen, denen man sagen will, was in Zukunft auf sie zukommt, Zeit zu lassen. Zeit zu lassen, die Veränderung zu akzeptieren, das Ganze zu verarbeiten, denn für viele wird es trotz aller Planung und Behutsamkeit immer noch ein Schock sein, wenn sie die Tatsachen erfahren. Ich habe die Erfahrung gemacht, je länger man die Menschen kennt, um so schwieriger ist es für diejenigen, die neuen Tatsachen zu begreifen. Also lasst eine gewisse Zeit, etwa sechs bis acht Wochen zwischen Coming Out und der tatsächliche Veränderung vergehen. Dies hat zwei weitere vorteilhafte Aspekte. Zum einen könnt ihr euch selbst gezielt auf den Tag X vorbereiten, denn je nach Umfang kann euer Coming Out recht anstrengend werden und zum anderen macht ihr die Leute neugierig.
Kündigt auf alle Fälle das Datum des Wechsels schon beim Coming Out an.



Ein Bild

Lasst euch fotografieren. Ein schönes ansprechendes Bild, dass euch freundlich und interessant erscheinen lässt, sollte es sein. Es können natürlich auch verschiedene Bilder sein. Achtet darauf so auszusehen wie eine Frau respektive ein Mann im normalen Alltag aussieht.



An dieser Stelle ist Übertreiben kontraproduktiv. Also, dezentes Make up, Kleidung und dezenter Schmuck. Dieses Bild soll euch bei euren Gesprächen begleiten. Benutzt es dazu den Leuten mit denen ihr sprecht zu zeigen wie ihr demnächst aussehen werdet. Ihr werdet feststellen, dass dieses simple Hilfsmittel sehr nützlich ist.



Erstellt einen Plan, wer, wie, wo und wann

Je nach persönlichem sozialem Umfeld solltet ihr euch überlegen: wer soll informiert werden, in welcher Reihenfolge, wie soll dies geschehen, wo und wann soll dies geschehen. Ein entsprechender Rahmen, eine private Atmosphäre ist allemal besser als eine laute Disco.



Überlegt euch was ihr sagen wollt

Überlegt euch im Vorfeld was ihr sagen wollt. Es ist sicher hilfreich, wenn ihr auf euren Leidensweg hinweist und das ein oder andere gravierende Beispiel daraus erwähnt aber macht keine Mitleidsstory daraus. Gebt auch ein wenig Hintergrundinformation zum Thema, denn die wenigsten kennen die Materie so wie ihr. Viele Menschen implizieren beim Thema Transsexualität eine Verbindung zum Rotlichtmilieu. Hier ist meist eine gewisse Aufklärungsarbeit notwendig. Sagt klipp und klar was Sache ist und warum ihr diesen Weg geht bzw. gehen müsst. Sagt was ihr von euren Mitmenschen erwartet und wie ihr behandelt werden wollt. Versucht ihnen die Berührungsangst zu nehmen, denn die ist zweifellos fast immer vorhanden. Betont auch eure weitere Gesprächsbereitschaft falls im nachhinein Fragen aufkommen.



Mit diesem Gesprächsinhalt entzieht ihr jeder weiteren Spekulation und jedem Getratsche den Nährboden. Denn die Fakten und Hintergründe kommen von euch persönlich und nicht aus irgendwelchen dubiosen Quellen.



Julia Jacqueline




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