|
|
Mal
Cleopatra spielen? Mit schwarzem Kajal gar kein Problem. Denn das
Augen-Make-up, das der legendären ägyptischen Königin
zur Verschönerung diente, ist heute günstig zu haben -
auch als gut verträgliches, naturkosmetisches Produkt. Und
zwar in allen erdenklichen Farben.
Kajal
ist sozusagen der Lippenstift fürs Auge und gehört zu
den ältesten Schminkutensilien der Welt. In Ägypten war
Augenschminke schon in der Zeit um 4000 bis 3200 vor Chr. gebräuchlich.
Dieser Vorläufer des heutigen Kajals war aber nicht nur kosmetischer
Schmuck, er wurde von den Ägyptern auch als Heil- und Pflegemittel
angesehen, schreibt Silvia Schoske, Autorin des Fachbuches "Schönheit,
Abglanz der Göttlichkeit".
Kosmetika und Düfte wurden im alten Ägypten ohnehin nicht
nur verwendet, um sich zu verschönern, sondern sie dienten
auch kultisch-religiösen Zwecken. Männer wie Frauen griffen
gleichermaßen zum Farbtiegel, man benutzte grünen oder
schwarzen Augenschmuck. Den Bestandteilen der Salben kamen Forscher
mittlerweile auf die Spur. Die traditionellen Gefäße
enthielten zerriebene Mineralien, vermischt mit Wasser, Harz oder
Ölen. Für die schwarze Farbe verwendete man Ruß,
Bleiglanz, Manganoxide, schwarzes Eisenoxid sowie Magnetit. Die
grüne Paste enthielt ein Pigment aus dem basischen Kupferkarbonat
des fein verriebenen Edelsteins Malachit. Die Verwendung blauer
Augenfarbe lässt sich laut Silvia Schoske in Ägypten archäologisch
nicht nachweisen. Lediglich als Zusatz einiger Rezepte für
Augenschminke sei zerriebener Lapislazuli in den historischen Quellen
erwähnt. Wie in Ägypten hat auch in Indien das Augen-Make-up
seit langer Zeit Tradition. Auch kommt die heute gebräuchliche
Bezeichnung "Kajal" aus dem Indischen. Das Wort bedeutet
soviel wie "Kohlenstoff" und benennt damit die ehemals
wichtigste Zutat der schwarzen Paste, den Ruß.
Indische
Frauen, Männer und sogar Babys tragen auch heute oft einen
schwarzen Lidstrich. Dem Kajal wird dort neben dem geltenden Schönheitsideal
auch eine gesundheitliche Funktion zugeschrieben. Der Ruß
soll das Auge reinigen und vor Staub und Lichteinwirkung schützen.
Wer hierzulande einen Kajalstrich zieht, hat dafür meist rein
optische Gründe. Da Ruß kaum als reiner Kohlenstoff vorkommt
und giftige und Krebserregende Verunreinigungen enthalten kann,
kommen bei uns ersatzweise fast ausschließlich Eisenoxide
und Titandioxid zum Einsatz.. Eine große Rolle spielt Ruß
aber noch heute bei den ayurvedischen Kajals der Firma Lakshmi.
Grob betrachtet ist auch beim modernen Kajal die traditionelle Zusammensetzung
- Fett plus Farbe - geblieben. Allerdings verwendet die konventionelle
Kosmetikindustrie heute billige Fette und Öle aus der Mineralölindustrie.
Insbesondere die Paraffine sind kritisch zu beurteilen:
Sie
legen sich wie ein Film über die Hautoberfläche, die Haut
kann nicht mehr atmen.
Auch
in ökologischer Hinsicht sprechen einige Gründe gegen
petrochemische Rohstoffe. Die Mineralölindustrie grundsätzlich
mit einem Umweltrisiko durch Ölförderungspannen oder Transportunfälle,
belastet, arbeitet mit hohen Energieeinsatz. Die bei der Herstellung
der verschiedenen Rohstoffe entstehenden Zwischenprodukte sind zum
Teil extrem giftig. Auch die zahlreichen Farben der konventionellen
Kajals stammen schon lange nicht mehr aus der Natur sondern aus
dem Labor.
Je
nachdem, wie die Rezeptur eines Kajals aufgebaut ist, müssen
die Zutaten konserviert werden oder nicht. Ist sie rein auf Wachs
aufgebaut und damit wasserfest, benötigen konventionelle Kajalstifte
keine Konservierung, weil Mikroorganismen zur Vermehrung Feuchtigkeit
brauchen. Bei Flüssigkajals, die mit einem Pinsel aufgetragen
werden, sorgen synthetische Konservierungsmittel für die Haltbarkeit.
Häufig kommen dann auch noch synthetische Emulgatoren zum Einsatz.
Sie verbinden Fette, Wachse und Wasser zu einer homogenen Masse.
Für Kajals aus dem Naturwarenhandel gilt, wie für andere
Naturkosmetik-Produkte eine andere Philosophie: Keine Öle und
Fette aus der Mineralölindustrie, keine synthetischen Konservierungsstoffe
und Farben.
Der
Verzicht auf gebräuchliche Rohstoffe der Kosmetikindustrie
wirkt sich aber keineswegs ungünstig aus. Die "Alternativen"
brauchen den Vergleich in Anwendung und Wirkung mit konventionellen
Schminkutensilien nicht zu scheuen. Auch die Farbpalette ist keineswegs
reduziert: Sie reicht von Klassikern in schwarz oder braun bis zu
dezenten hellen Tönen modischen Tönen wie beige, Silber
oder Gold. Anbieter im Naturkosthandel setzen auf pflanzliche Zutaten.
Bei Kajals spielen die verwendeten Fette und deren Konsistenz als
Trägersubstanz für die mineralischen Farben eine besonders
wichtige Rolle. Weil der Stift bei warmem -Wetter weder schmelzen,
noch bei kühler Witterung allzu hart werden darf, musste an
den Rezepturen zum Teil lange getüftelt werden. Die Firma Logona
setzt auf gehärtetes Palmfett, Lavera auf eine Mischung aus
Japanwachs und gehärtetem Pflanzenöl (Rizinus, Kokos und
Jojoba) Dr. Hauschka Kosmetik verwendet für seine Kajals gehärtete
Palmöl- und Palmkernölglyceride sowie verschiedene gehärtete
Pflanzenöle. Um der zarten Augenhaut in punkto Pflege noch
was Gutes zu tun, rührt man bei Dr. Hauschka Heilpflanzenauszüge
von Wundklee und Zaubernuss mit ein.
Farbig werden die Stifte dank verschiedener Erdfarben und -pigmente.
Glimmer, Eisenoxide, Titandioxid etc. sorgen für eine Auswahl
von mehr als 30 verschiedenen Kajals im Naturwarenhandel.
Weil
auch natürliche Rohstoffe anfällig für eine unerwünschte
Keimbesiedlung sind, kommt die Naturkosmetik um eine Konservierung
nicht ganz herum. Die Hersteller verwenden dafür Substanzen
wie Vitamin E oder C, die für ihre konservierende Wirkung bekannt
sind. Eine stabilisierende Wirkung haben außerdem ätherische
Öle und alkoholische Kräuterextrakte.
Bei
der Verpackung hat sich die Variante Holzstift durchgesetzt. Dazu
wird die farbige Fettmischung in Holzhülsen gegossen. Den Abschluss
bildet eine Metallkappe. Auf aufwendige Umverpackungen wird verzichtet.
Ist die Spitze vom mehrmaligen Anwenden stumpf geworden, kann sie
nachgespitzt werden. Das hat zugleich den Vorteil, dass eventuelle
Verunreinigungen am Material weggespitzt werden.
Astrid
Wahrenberg
Literatur
Silvia
Schoske: `Schönheit, Abglanz der Göttlichkeit/Kosmetik
im alten Ägypten" Sammlung Ägyptische Kunst, München
1990.
|