Wenn
wir als Frauen ausgehen, sind wir alle bemüht, nicht aufzufallen.
Was aber zu Entdeckung führen kann, ist unsere Stimme. Also
leben wie in einer Pantomime von Marcel Marceau? Andere entscheiden
sich für ein anderes Extrem: Sie unterziehen sich einer Operation
der Stimmbänder. Aber es gibt eine vernünftige Mittellösung.
Darum möchte ich einige Techniken vorstellen, wie man in weiblicher
Weise sprechen kann und beziehe mich dabei auf Tonhöhe, Modulation,
Inhalte u. ä.
1.
Tonhöhe und Modulation
Ein
wichtiger Rat: Höher zu sprechen ist nicht immer besser für
uns. Tatsächlich wird eine tiefe Frauenstimme als sexy empfunden,
und von Schauspielerinnen wie Marlene Dietrich wurde sie bewusst
gepflegt. Obwohl sie und andere weibliche Stars eine tiefere Stimmlage
hatten als manche Männer, klang es dennoch durchaus weiblich.
Warum?
Eine
Flöte und eine Trompete können nämlich in der gleichen
Tonhöhe spielen, dennoch wird ihre Musik unterschiedlich klingen.
Deshalb konzentriere Dich nicht so sehr auf die Tonhöhe, sondern
eher auf die Klangfarbe. Man kann das tun, indem man die Sprache
sanfter klingen lässt und die Stimme gleichsam in den Kopf
verlegt statt in den Brustkasten. Stimmbänder sind eigentlich
Hautfalten und können leicht verstimmt werden.
Darum:
Möglichst nicht schreien, auch nicht rauchen. Dies irritiert
die Stimmbänder, und unsere Stimme klingt dadurch sicherlich
tiefer. Versuche, Deine Stimmlage durch leises Summen auszuloten
und erhöhe diese Tonlage um 3 - 4 Noten. Wenn man zu stark
erhöht, ergibt dies eine Art Micky-Maus-Effekt oder es werden
Falsetto-Töne.
2.
Modulation
Weibliches
Sprechen sollte musikalischer Art sein. Darum sind - wie in der
Musik - Melodie und Rhythmus wichtige Bestandteile Deines Sprechens.
Selbst Pausen spielen eine Rolle. Falls Du dazu neigst, schnell
zu sprechen und Endungen zu verschlucken, dann sprich langsamer.
Frauen dehnen in manchen Dialekten die Vokale, Männer kürzen
sie eher.
3.
Betonung und Inhalt
Bemühe
Dich, Endungen eines Satzes so zu betonen, als wenn Du eine Feststellung
in eine Frage einmünden lässt. Frauen verbergen oftmals
ihre Meinung in einer Behauptung, welcher eine Nachfrage folgt:
"Es ist schrecklich kalt - nicht wahr?" "Die haben
eine gute Mannschaft - sind Sie nicht auch der Meinung?". Weiter
steigern Frauen ihre Aussagen: "Sie hat wirklich ein wunderbares
Kleid an." "Heute ist es aber unglaublich heiß."
Darum sollte man sich für eine mehr "weibliche Sprache"
einige neue Eigenschaftswörter zulegen, wie etwa: wundervoll,
herzig, usw.
Beim
Husten oder wenn man sich räuspert kann man ebenfalls als Mann
entdeckt werden, weil solche Geräusche eindeutig vom Brustkorb
ausgehen. Da wir uns bemühen, unsere Stimme eher "vom
Kopf" her zu gestalten, sollte man in solcher Lage nur kurz
hüsteln, den Mund mit der Hand bedecken, oder sich entschuldigen
und den Raum verlassen.
4.
Körpersprache
Dies
ist ein wichtiges Element bei unseren Bemühungen, sich als
Dame zu präsentieren und kann die allgemeine Echtheit unseres
Verhaltens verstärken. Ein Ratschlag: Sprich häufiger
mit Gestikulation. Gebrauche dabei die Hände, halte aber die
Ellbogen dicht am Körper und die Knie eng nebeneinander. Männer
beanspruchen meist einen größeren Raum in ihrem Umfeld,
während Frauen eher eine nicht-aggressive Position einnehmen,
besonders wenn sie sitzen. Sie werden auch häufiger einander
gegenübersitzen und dabei Augenkontakt herstellen, während
Männer Augenkontakt eher vermeiden. Während einer Unterhaltung
im Sitzen bewegen sich Frauen aufeinander zu, lehnen sich vorwärts,
wenn sie etwas Wichtiges mitzuteilen haben. Bei Männern wird
das "Näherkommen" des Gesprächspartners eher
als Bedrängung des eigenen Kreises verstanden. Frauen zögern
auch weniger, sich einander zu berühren, etwa die Schulter
oder den Ellbogen der Partnerin anzufassen, besonders dann wenn
sie Sympathie und Bestätigung vermitteln wollen. Zum Schluss:
ein freundliches Lächeln wirkt immer weiblich, verhalte Dich
stets höflich und zuvorkommend.
5.
Sprachinhalte
Frauen
neigen dazu, in einer Unterhaltung zu bekräftigen, was schon
gesagt wurde und bemühen sich weniger darum, das Gespräch
in ihre Hand zu bekommen. Gute Unterhaltung bedeutet ja auch, ein
guter Zuhörer zu sein. Frauen sind eher "aktive Zuhörerinnen",
was aber große Aufmerksamkeit verlangt. Wenn Männer still
sind, andere reden lassen, dann meist deswegen, um in dieser Zeit
zu überlegen, welches Argument sie selber bei nächster
Gelegenheit einbringen wollen! Man hat sogar behauptet, für
den Mann bestehe ein gutes Gespräch darin "Monologe abzuwickeln
vor Zeugen". R. Chevalier sagte einmal: bei einem Treffen von
TV's kannst Du sofort herausfinden, ob eine (biologische) Frau dabei
ist: Sie wird die einzige sein, die wirklich zuhört. Wenn Männer
das Wort ergreifen, wollen sie meistens Status und Unabhängigkeit
unterstreichen, um besser beurteilt zu werden. In gemischten Gesprächsgruppen
dominieren meistens die Männer, unterbrechen dabei um 80 %
häufiger den Gesprächsverlauf als Frauen. Schon als junge
Mädchen suchen Frauen eher das intime Gespräch, in dem
sie auch persönliche Geheimnisse an die "beste Freundin"
weitergeben können.
Eigentlich
wünschen sich Ehefrauen, dass ihre Männer so gute Zuhörer
wären wie ihre "beste Freundin". Sie beachten auch
viel mehr die gefühlsbetonten Elemente ihrer Gespräche.
Aus Untersuchungen geht hervor, dass Frauen meistens ihre verbalen
Ausdrucksfähigkeiten besser entwickelt haben und in Gesprächen
gerne Probleme austauschen und Sympathie erwarten. Männer dagegen
benutzen Gespräche, um zu verhandeln, Probleme zu lösen
und die eigene Position zu verbessern. Das eine könnte man
den Weg der Sympathie nennen, das andere eher die Konfrontation.
Oftmals
wird bei Treffen von Transvestiten auch darüber gesprochen,
wie reich oder einflussreich jemand in seinem Beruf ist. Dies ist
aber kein weibliches Gesprächsthema. Männer sprechen mit
anderen Männern über Geschäfte und Beruf, Frauen
unterhalten sich über Menschen, Beziehungen und besonders das
Verhältnis zu anderen Frauen. Deswegen verändern sich
Gesprächsinhalte in "gemischten Gruppen."
Es
geht vor allem darum, dass viele der männlichen Gespräche
um Probleme oder deren Lösung kreisen, Frauen dagegen Sympathien
weitergeben oder danach suchen. Darum müssten wir zuerst einmal
bessere Zuhörer werden.
6.
Geistige Einstellung
Es
ist nicht leicht, eine Haltung auszulöschen, die wir jahrelang
gepflegt haben. Doch man könnte versuchen, bei geschlossenen
Augen sich selber zu "hören", wie man in einer mehr
melodischen und anmutigen Weise spricht.
Es
ist auch hilfreich, wenn man die Stimme einer anderen Frau als Modell
versteht. Vielleicht gibt es eine bekannte Schauspielerin, deren
Stimme Dir gut gefällt. Dann nimm sie auf ein Band auf und
bemühe Dich, Sie nachzuahmen.
7.
Operation der Stimmbänder
Dies
ist nicht zu empfehlen und sollte nur dann als Lösung versucht
werden, wenn es überhaupt keinen anderen Weg gibt. Häufig
angewendet wird die sogenannte Kürzung der Stimmbänder.
Doch dadurch bekommt man keine höheren Töne, vielmehr
werden nur die Tiefenlagen reduziert.
Verwechsle
diese Operationen nicht mit der Abtragung des sogenannten Adamsapfels.
Das ist nämlich eine kosmetische Operation und kein chirurgischer
Eingriff. Man kann so verfahren bei Menschen, deren Adamsapfel als
zu groß oder störend empfunden wird. Es ist keine gefährliche,
sondern eine übliche kosmetische Operation.
8.
Neues Denkmodell
Zum
Schluss: Am Wichtigsten für Dich ist es, eine neue Einstellung
zum Leben zu gewinnen. Versuche, eine positive Lebenshaltung zu
gestalten. Sei selbstsicher und offen für das Leben, interessiert
an den Menschen Deiner Umgebung. Sei mit Deinem Leben zufrieden
und liebe Dich selbst etwas. Freue Dich am Leben - andere werden
sich mit Dir freuen.
Alles
Gute mit Deiner "neuen Stimme".
Mit
Erlaubnis der Autorin übersetzt aus dem Amerikanischem von
Rita
aus Transidentitas-Vereinsheft 19
Mit freundlicher Genehmigung aus der Transworld-Box
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